Eine ganz besondere Entenjagd - das 1. Field-Trial des DRC

Lange vor Sonnenaufgang pirschte die Jagdgesellschaft auf Anweisung der Jagdleiter Lukas Hoffmann und Kurt Freels vorsichtig und leise durch den leichten Bodennebel und die taunasse Wiese zum See. Im schwachen Schein des Viertel-Mondes und der klaren Sterne machte man sich bereit zu der Entenjagd, die an diesem 4. September 1999 die Grundlage zum ersten nationalen Field-Trial unter DRC-Obhut bildete. Monatelange organisatorische Vorbereitungen, genaue Absprachen mit den Revierinhabern, ein exzellentes Richterkollegium und die Teilnahme von Spitzengespannen aus dem In- und Aus-land ergänzten aufs beste eine Jagd, die von den Jagdleitern überaus umsichtig, kompetent, waidmännisch und daher auch erfolgreich geplant und durchgeführt wurde.

Ein "ganz normaler" Jagdtag war es freilich nicht, denn die Organisation eines solchen Field-Trials unterliegt doch anderen Voraussetzungen und Notwendigkeiten als die Organisation einer gemeinschaftlichen Jagdstunde beim abendlichen Entenstrich. Ein Field-Trial ist eher vergleichbar mit einer herbstlichen Drückjagd in einem großen Forstbezirk, zu der ja die Jagdgäste oft von weit her kommen - natürlich wollen sie dann auch Wild sehen und wenn möglich zu Schuß kommen. So herrscht vor großen Drückjagden im allgemeinen einige Wochen Jagdruhe im Revier und es wird alles getan, damit der dann folgende, "besondere" Jagdtag ein Erfolg wird. Alles das war bei der Entenjagd, die dem 1. deutschen Field-Trial des DRC zugrunde lag, auch der Fall. Eva Berg hatte in enger Zusammenarbeit mit den sehr freundlichen, geduldigen und freizügigen Revierpächtern (Jan Albers, Kurt Freels, Johann Heinen, Jan Janßen, Horst Neumann und Hans Padeken) die Voraussetzungen geschaffen, daß eine solche Jagd stattfinden konnte, und überprüft und sichergestellt, daß sie als Grundlage für eine Hundeprüfung dienen konnte (Wildbesatz und Reviergegebenheiten). Obwohl in diesem Revier die Entenjagd schon am 16. August aufgegangen war und die Jagdnachbarn auch bereits eifrig mit der Entenjagd begonnen hatten, wurde im Prüfungsrevier Jagdruhe eingehalten, wodurch alleine der Erfolg dieser Jagd garantiert war. Wir Teilnehmer konnten uns als gerngesehene Gäste fühlen.

So herrschte an diesem 4. September im Prüfungsrevier im hohen Norden Deutschlands, nahe dem Jadebusen, eine mit Spannung, aber auch mit froher Erwartung erfüllte Stimmung, als sich die Jagdleiter mit den übrigen Schützen, die 3 englischen Richter (Tony Parnell, Stan Tweedy und Mike Tallamy), der belgische Prüfungsleiter und Zuständige für die Einhaltung des FCI-Reglements (Jos Vanherk), die Organisatorin und Sonderleiterin der Veranstaltung (Eva Berg) mit ihren beiden Helfern und die 11 zur Prüfung zugelassenen Gespanne aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden am frühen Morgen am ersten See trafen.

Das Field-Trial war "à l'anglaise" ausgeschrieben gewesen, d.h. die Hunde mußten während der Jagd unangeleint geführt werden. Hunde und Führer wurden in drei Gruppen rund um den See plaziert. Die Schützen pirschten leise zum Wasser, wo sich bereits ein Schof Enten befand. Nach kurzem Sammeln fiel der Hebeschuß und in der nächsten halben Stunde (mir kam es wie eine Ewigkeit vor, da die kleine Entenjägerin an meiner Seite kaum zu bremsen war), in der ein Schof nach dem anderen - z.T. nach kunstvollen Lockrufen der Schützen - über dem See kreiste und einfiel, gelang eine erfolgreiche Jagd, bei der etwa 40 Enten geschossen wurden, die natürlich mit lautem Platschen entweder in den See oder in den sehr dichten und hohen Binsen- und Krautbewuchs der Umgebung fielen, was für die Steadiness der Hunde eine harte Prüfung war. Als keine weiteren Schofs anstrichen, begann es gerade langsam zu dämmern. Nun konnte die Arbeit der Hunde beginnen. Die ersten beiden Enten durfte jeder Hund in Form einer Verlorensuche holen, was natürlich sehr schnell ging, da ja genügend "Beute" gefallen war.

Die Morgenröte brach an und der ganze Himmel überzog sich mit Schäfchenwolken, die zunächst dunkel-, dann hellrot, rosa und schließlich goldfarben die Umgebung des Sees erleuchteten. Die zauberhafte Stimmung konnte aber nicht davon ablenken, daß als dritter und vierter Retrieve bereits ein Einweisen verlangt wurde, bei dem es keinerlei Pardon mehr gab: meine Hündin nahm z.B. die von mir vorgegebene Richtung nicht gleich auf, da sie sich auf eine in der Ferne stehende Menschengruppe fixiert hatte. Aus lauter Nervosität schickte ich sie trotzdem, was natürlich darin endete, daß sie doch zuerst zu den Menschen lief. Nachdem sie die Leute besucht hatte, war sie zwar wieder kontrollierbar, ließ sich einweisen und brachte auch die Ente, aber insgesamt war dieser Apport so schlecht bzw. Glamis so lange außer Kontrolle, daß sie eben kein Prädikat mehr bekommen konnte und daher zwar weiter dabei sein durfte, aber nicht weiter geprüft wurde. Es machte ihr nichts aus, denn sie durfte den restlichen Tag über immer wieder stöbern und verlorensuchen, so daß sie voll auf ihre Kosten kam. Bei den Nachsuchen fand sie noch 3 weitere Enten, davon 2 geflügelte, die sie ebenfalls sehr sicher (und ganz lebendig!) brachte - da war ich mit ihr wieder zufrieden.

Keinen der 4 Hunde, die vorzeitig ausgeschieden sind, würde ich als jagdlich unbrauchbar bezeichnen - sie schieden ja alle deshalb aus, weil sie von dem schmalen Grat zwischen überschäumender Jagdpassion und absoluter Kontrolle in Richtung Jagdpassion abgerutscht sind. Ein Hund, der gleich zu Beginn eingesprungen und deshalb von Anfang an ausgeschieden war, verfolgte die Ente, die direkt über ihm beschossen und dabei nur geflügelt worden war und derentwegen er eingesprungen war, über mehrere hundert Meter durch einen Wald, über Wege und Felder und brachte sie seinem Führer - für mich eine schöne jagdliche Leistung, nur leider nicht genau das, was man bei diesem Field Trial sehen wollte.

Sehen wollten und konnten die Richter und alle Anwesenden einige Hunde, die auf dem erwähnten schmalen Grat mit traumwandlerischer Sicherheit balancierten: absolut unter Kontrolle, führig und dennoch selbständig, konzentriert und ausdauernd. Am zweiten - ziemlich großen - Teich, der rundherum mit meterbreitem Schilf versehen war, genau wie die Insel in seiner Mitte, kamen leider nur 3 Enten zur Strecke. Der spätere Siegerhund suchte dort in dem dichten, kräftezehrenden Bewuchs ohne Unterbrechung konzentriert und voller Tatendrang eine halbe Stunde lang, bis er eine Ente fand! Andererseits ließen sich die Top-Hunde auch 100 m übers Wasser schicken, ohne die dort auf der Wasserfläche treibenden Enten zu greifen, an denen sie vorbeischwimmen mußten, um dann am jenseitigen Ufer eine Ente im Schilf zu suchen. Bei dieser Aufgabe scheiterten allerdings auch wieder einige Hunde oder sie erfüllten sie nur unzureichend, woraus dann die "gut"- bzw. "sehr gut"-Bewertungen resultierten. Die drei exzellenten Hunde hatten sich während des ganzen Tages nicht einen Fehler erlaubt und ihre Führer nicht eine Unaufmerksamkeit!

Wie erwähnt begann die Jagd lang vor Tagesanbruch, weshalb man ohne Frühstück dorthin aufbrach. Einer der Jagdleiter hatte zusammen mit seiner Frau jedoch rührend vorgesorgt: nach dem ersten Treiben ging es zu ihm nach Hause, wo auf der großen Terrasse ein wunderbares, zünftiges Frühstück gereicht wurde. Die zuvor aufgetretenen Schwächeanfälle konnten dadurch gestoppt und die weitere Arbeit des Tages gesichert werden!

Die beiden nächsten Treiben waren leider wenig erfolgreich - auch das kann bei einer Jagd passieren. An einem Teich, an dem am Vortag noch zahlreiche Enten bestätigt worden waren, wurden wie gesagt nur noch drei geschossen, am nächsten überhaupt keine. Allen Organisatoren und Teilnehmern fiel dann ein Stein vom Herzen, als am vierten Teich noch einmal so vieleEnten erlegt wurden, daß die Prüfung hiermit beendet und die Entscheidung über die Sieger nach dem 6. Retrieve gefällt werden konnte.

Ein derartiges Field-Trial ist also schon eine außergewöhnliche, eine besondere Jagd, bei der weniger als bei deutschen jagdlichen Hundeprüfungen nach jagdlicher Eignung aller Hunde gefragt wird - die wird vorausgesetzt - als vielmehr danach, welcher von den anwesenden Hunden denn nun nach objektiven Maßstäben, aber beurteilt ohne das starre Korsett einer festgelegten Prüfungsordnung, der beste Hund sei. Diese Frage hat das Richterkollegium beim 1. Field Trial des DRC zusammen mit dem Prüfungsleiter und unter tätiger Mithilfe von Eva Berg, den Stewards und natürlich Jagdleitern und Schützen (darunter auch dem Obmann für das Prüfungswesen) bestens beantwortet - hierfür möchte ich mich im Namen aller Teilnehmer herzlich bedanken!

Bei der abendlichen Preisverleihung zollten die Richter den Leistungen der Hundeführer und ihrer Hunde großen Respekt. Offenbar hatten sie nicht erwartet, in Deutschland bereits einen so hohen Standard der Retriever-Ausbildung vorzufinden. So wurde dieses Field-Trial auch zu einem kleinen Aushängeschild für den DRC - wir hoffen deshalb auf weitere Unterstützung durch den Verein, insbesondere auch durch Mitglieder, die Inhaber von guten Niederwildrevieren sind, und auf eine Fortsetzung derartiger Veranstaltungen!

Ursel mit Glamis

 

Die Ergebnisse:

Dreamacres Firefly, L/R

Uwe Heiß, D

excellent, CACT

Briza aus der Hühnerbreite, L/H

Karsten Lemke, D

excellent, Res. CACT

Kroonkennel's Ulrike, G/H

Fille Exelmans, B

excellent

Saxthorpe Buzzard of Brindlebay, L/R

Lydia Goossens, B

très bon

Sparkfield Nia, L/H

Marcel von Rooijen, NL

très bon

Julius Stjerne Charon, G/R

Dr. Gunda-Inken Mühl

très bon

Endrickbank Clover, G/H

Birgit Brode, D

bon

Jolly Goblin's Glamis Guenole, G/H

Dr. Ursula Friedrich, D

non classé

Mavisflight Brave Tabaqui, F/H

Dirk Radtke

non classé

Drakeshead Andrea, L/H

Frank Borkenhagen, D

éliminé

Carl-Castor a.d. Hühnerbreite, L/R

Dr. Ole Richter

éliminé

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Letzte Änderung: 20.03.2002
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